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Baugruppen in Mainz

Drei Baugruppen wollen im Heiligkreuzviertel bauen

Carina Schmidt
 
Noch suchen alle Baugemeinschaften Mitstreiter für ihre jeweiligen Projekte. Im Sommer könnte das Grundstück gekauft werden.
 
Mitglieder von der „Baugemeinschaft Mainz Heilig Kreuz“, „49°N rundum Bunt“ und „Z.WO – zusammen wohnen“. Alle drei Gruppen haben sich auf das Baufeld 11 beworben. Im Idealfall bekommt jede einen Anteil des Grundstücks.
WEISENAU - Bauen in Gemeinschaft. In guter Nachbarschaft mit Jung und Alt, Paaren, Familien und Singles. Und das in einer Lage nahe der Innenstadt. Diesen Traum möchten sich drei Mainzer Gruppen im neuen Wohnquartier Heiligkreuzviertel verwirklichen. Baugemeinschaften – so nennt sich das Konzept dahinter – gehören zu Städten wie Tübingen, Freiburg und Köln längst dazu. In Mainz gibt es bislang nur wenige Projekte dieser Art. Seit 2014 fördert Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) Baugemeinschaften und hat ein externes Beratungsbüro beauftragt, das Interessierte in ihrem Findungsprozess berät.
KONTAKT
Wer weitere Infos zu den drei Baugruppen benötigt, kann diese unter folgenden Adressen kontaktieren. 49°N – rundum bunt: www.49grad-mainz.de, E-Mail: 49grad.mainz@gmail.com Baugemeinschaft Mainz Heilig Kreuz: www.garouba.de, Kalliopi Garouba, Telefon: 089-20 20 77 02, E-Mail: garouba@garouba.de Z.WO – Zusammen wohnen: www.z-wo.de, E-Mail: info@z-wo.de
Und in Weisenau wird es nun so langsam konkret. Denn die drei genannten Gruppen haben sich auf das für Baugemeinschaften vorgesehene Baufeld 11 im Heiligkreuzviertel beworben. Noch in dieser Woche gibt Grosse die Ergebnisse einer Jury bekannt, ob und welcher Grundstücksteil welcher bewerbenden Gemeinschaft angeboten werden kann. Insgesamt verfügt das Baufeld über 8500 Quadratmeter bewohnbare Fläche, sodass bei entsprechender Planung alle drei Gruppen darauf ihr Wohnprojekt verwirklichen könnten.
Baugemeinschaft Mainz Heilig Kreuz
14 Parteien zählt die „Baugemeinschaft Mainz Heilig Kreuz“, die seit 2014 aktiv ist. Insgesamt kann die Gruppe auf 19 Parteien anwachsen. Die Mitglieder sind zwischen 26 und 60 Jahre alt – zu den 24 Erwachsenen kommen vier Kinder dazu. Entstehen sollen Vier- und Drei-Zimmer-Wohnungen zwischen 67 und 112 Quadratmetern – großzügig geschnitten und daher rollstuhlgerecht. „Wir arbeiten bereits eng mit den Plan-Z-Architekten zusammen, die mit Baugemeinschaften Erfahrung haben“, erzählt Sonja Berg. Die 45-Jährige hat das Projekt ins Leben gerufen und möchte sich mit ihrem Mann Alexander Harsch (41) in Weisenau niederlassen. Anders als bei Z.WO hat sich die Gruppe für eine Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) mit Privateigentum als Rechtsform entschieden. Auch sie plant einen Gemeinschaftsraum. Ökologie, Ökonomie und Soziales sollen bei der Gruppe in einem ausgewogenen Verhältnis berücksichtigt werden.
Z.WO – Zusammen wohnen
Die Anfänge von „Z.WO – zusammen wohnen“ reichen bis 2015 zurück. 2018 wurde die Wohnungsgenossenschaft gegründet. Initiatorin Carolin Holzer (35) und ihre Mitstreiter haben auch einen Quartiersverein gegründet, der sich neben dem Thema Baugemeinschaft auch mit Urban Gardening und partizipativer Stadtentwicklung beschäftigt. Geplant sind insgesamt 40 barrierefreie Wohnungen. Darunter Ein-Zimmer-Apartments, Vier-Zimmer-Wohnungen, frei finanzierter und geförderter Wohnraum (6,40 Euro pro Quadratmeter für niedriges Einkommen und 7,25 Euro für mittleres Einkommen). Ein Alleinstellungsmerkmal sind die sogenannten Cluster-Wohnungen. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss einzelner Wohnungen zu einer großen Wohneinheit, in denen auch Pflege möglich wäre. Gemeinschaftsräume, ein nachhaltiges Energiekonzept, Einkaufsgemeinschaften, E-Carsharing und ein Lastenrad – all das steht auf dem Wunschzettel. Derzeit zählt der Verein 36 Mitglieder, zwischen 28 und 79 Jahre alt. Darunter sieben Familien mit Kindern. 23 Wohnungen sind bereits belegt. „Wir hoffen, im Sommer vollzählig zu sein, damit wir das Grundstück kaufen können“, sagt Carolin Holzer, die mit ihrem Mann Miro (35) und den beiden Kindern (6 und 4) einziehen möchte. Mitstreiter Martin Franz (34) hat sich für das Projekt entschieden, weil ihm „reines Eigentum“ als Wohnform zu steif gewesen wäre. „Das private Risiko war mir außerdem zu groß, eine halbe Millionen Euro für eine Wohnung bezahlen zu müssen.“
49°N – rundum bunt
Die Baugemeinschaft „49°N rundum bunt“ existiert erst seit März 2018 und zählt 28 Mitglieder zwischen 26 und 66 Jahren, die sich auf zwölf Parteien verteilen. Auch vier Kinder sind dabei. 18 bis 20 barrierefreundliche Wohnungen sind geplant. Seit August ist 49° eine Planungs GbR. Gemeinschaftsräume, wo man sich austauschen kann und jeder seiner Aktivität frönt, sollen als Knotenpunkte der Wohnanlage dienen. Gaby Grünert (60) und ihr Mann Michael (61) haben sich für das Wohnprojekt entschieden, weil ihre Kinder inzwischen ausgezogen sind und das Reihenhaus in Hechtsheim einfach zu groß geworden ist. André Müller (34) hat dabei vor allen Dingen der Wertekatalog zugesagt: Diversität ist willkommen.
Gemeinsamkeiten
Die Vorgabe von der Stadt ist, dass die gesamte Bebauung wie ein eckiges „S“ aussehen und ineinandergreifen muss. Sollten alle drei Baugemeinschaften von der Stadt den Zuschlag erhalten, kann die eigentliche Planung losgehen. Gemeinsam nutzen werden die Mitglieder die Tiefgarage und die Innenhöfe. Hier könnte auch ein urbanes Gartenprojekt entstehen. „Das Schöne ist, dass wir einen Querschnitt durch die Gesellschaft darstellen“, sagt Gaby Grünert. Anonyme Nachbarschaft mit verwaisten Plätzen wird es auf dem Baufeld 11 im Heiligviertel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geben.

www.allgemeine-zeitung.de

 

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